Buchtipp – Nina Hagen: Bekenntnisse

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Liebe Nina!
Statt einer konventionellen Rezension schreibe ich Dir zum 60. einfach einen Brief, nachdem ich mich erneut in Deine Bekenntnisse vertieft habe.

Was mir an diesem Buch auffällt, ist erst mal Deine Freundlichkeit. Schon indem Du die handelnden Personen aufführst (das wäre bei anderen Büchern für mich erst mal ein Grund, sie nicht zu lesen, weil ich das meist für eine Unart des Seitenfüllens halte), machst Du klar, wie Du zu wem stehst. Und sogar eine neckende Bemerkung kommt absolut salonfähig rüber.

Salonfähig! Was für ein Wort! Wie war das noch mit Deinen detaillierten Demonstrationen im ORF? Zu der Zeit hast Du das gesungen und benannt, wofür meine Kumpels und ich, damals so um die 15, sämtlich was hinter die Löffel gekriegt hätten. Wir haben das natürlich mit Genuss zitiert – und mit totaler Bewunderung, wenn die Alten außer Hörweite waren. Unvergessen auch in einer Talkshow Deine Feststellung: Ich finde das furchtbar, was diese dicke Frau da mit mir macht – womit niemand anderes gemeint war als Jutta Ditfurth.

Nee, ernsthaft, Du wirkst in diesem Buch durchaus wie jemand, der weiß, wo er im Leben steht. Erfahrungen haben ihre Spuren hinterlassen, und das ist auch gut so. Heinrich Böll hat für Dich eine große Rolle gespielt, Lene Lovich und viele andere, nicht zu vergessen, Deine Familie … später würde man Patchwork-Familie dazu sagen. Tatsächlich, Du bist eine Künstlerin, die man ernst nehmen muss. Man muss nicht mit allem einverstanden sein, was Du singst, sagst und schreibst. Aber es ist schlicht unmöglich, Dich rundheraus abzulehnen. Also nachträglich: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.

Nina Hagen: Bekenntnisse. Knaur Taschenbuch Verlag; 8,99 Euro.

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