E-Autos: CHAdeMO vor CCS-Steckern

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Der aktuelle Fortschrittsbericht 2014 der Nationalen Plattform Elektromobilität negiert völlig die Realitäten des deutschen Pkw-Marktes und diskriminiert die Masse der bereits in Deutschland fahrenden Elektro-Autos, stellte Präsident Volker Lange vom Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller noch einmal beim VDIK-Jahrespressegespräch fest.

Bereits seit 2010 gibt es Elektrofahrzeuge der internationalen Hersteller auf dem deutschen Markt. Neben den erst ab 2013 angebotenen 17 Modellen der deutschen Hersteller werden heute in der Bundesrepublik auch 17 Elektrofahrzeuge der VDIK-Mitgliedsfirmen angeboten. Der Fortschrittsbericht lässt dies völlig außer Acht, obwohl die internationalen Fahrzeughersteller seit über 60 Jahren fester Bestandteil des deutschen Automobilmarktes sind, bei konventionellen Fahrzeugen einen Marktanteil von aktuell rund 36 Prozent und bei den alternativen Antrieben von über 62 Prozent haben.

In Europa können Elektrofahrzeuge sowohl mit dem – von deutschen Herstellern bevorzugten – Combined Charging System (CCS) über eine doppelte, rechteckige Verbindung als auch mit dem kreisförmigen CHAdeMO-Stecker betrieben werden, der in Japan entwickelt wurde und über den europaweit ca. 66 Prozent der schnellladefähigen Elektrofahrzeuge verfügen. Auch die im Fortschrittsbericht nicht korrekt zitierte europäische Richtlinie „Infrastruktur für alternative Kraftstoffe“ trägt dieser Tatsache Rechnung: CCS ist für öffentlich zugängliche Ladepunkte zwar als Mindeststandard vorgegeben, eine bedarfsgerechte Erweiterung um andere Ladestecker aber ausdrücklich zugelassen. Die Empfehlung der Nationalen Plattform Elektromobilität widerspricht auch den Positionen der für Elektromobilität zuständigen Bundesministerien, die ihre Projekte (z. B. SLAM, BAB A9) unter bestimmten Bedingungen für Multicharger geöffnet haben.

„Ein Leitmarkt für die Elektromobilität wird in Deutschland ohne internationale Marken nicht zu etablieren und eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 nicht zu erreichen sein. Auch der erwartete Beitrag zum Klimaschutz ist nur unter Einschluss der Elektrofahrzeuge der VDIK-Mitglieder zu realisieren“, unterstreicht Lange und ist verwundert, dass der Fortschrittsbericht in seiner Bestandsaufnahme bewusst das seit 2010 bestehende Angebot an Elektrofahrzeugen der internationalen Marken verschweigt. „Es ist nicht sachgerecht, wenn die Nationale Plattform Elektromobilität davon abrät, in andere Lösungen als Combined Charging zu investieren. Diese Vorgehensweise ist skandalös und schadet dem Thema Elektromobilität insgesamt erheblich.“

VDIK-Präsident Volker Lange fordert daher Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, dem Ratschlag der Nationalen Plattform Elektromobilität nicht zu folgen und letztendlich den freien Warenverkehr im europäischen Binnenmarkt nicht zu behindern. Stattdessen sollten möglichst viele Schnellladestationen als Multicharger ausgeführt werden, um alle im Markt befindlichen Elektrofahrzeuge schnell laden zu können. Deutschland ist keine Insel, sondern hat regen Grenzverkehr und viele Nachbarstaaten fördern Multicharger sogar mit staatlichen Mitteln.

Auch alle potenziellen Investoren müssen sich darüber im Klaren sein, dass tragfähige Geschäftsmodelle im Bereich Schnellladen aufgrund des aktuellen Fahrzeugbestands an Elektromobilen nur mit Multichargern darstellbar sind. Lange bietet der Bundesregierung hier die aktive Mitarbeit und Unterstützung an: VDIK-Mitglieder sowie viele Ladesäulenhersteller gehen in der Praxis bereits mit gutem Beispiel voran und sorgen durch Aufbau von Multichargern für die Entstehung eines diskriminierungsfreien Schnellladenetzes.

Text: Karl Seiler
Fotos: Hersteller

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