Renault: 50 Jahre R4 Plein Air

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3

Wie der Citroën Méhari (www.kues.de vom 21. Mai 2018) feiert auch der Renault 4 Plein Air heuer seinen 50. Geburtstag: Dem Frischluftfahrzeug genügten 563 Käufer, um Kult zu werden. Zu einer großer Auflage und zum ernsthaften Méhari-Rivalen avancierte dann der 1970 lancierte Renault 4 Rodeo.

Der schnatternde Zweizylinder-Boxer im Citroën 2 CV und der frugale Vierzylinder im Renault 4 lieferten vor 50 Jahren den automobilen Soundtrack zur studentischen Revolte. Waren es doch vorzugsweise diese PS-Verweigerer, die Demonstranten zu Sit-ins und Barrikadenkampf beförderten – und gleichzeitig Professoren auf die Uni-Parkplätze. Diese linksintellektuelle Rolle fiel den automobilen Ikonen in Deutschland sogar noch stärker zu als in Frankreich, wo das Duo zu den Volksautos wie hierzulande der Käfer zählte. Allerdings brachte es der Méhari, der in Modularität und minimalistischer Technik die Philosophie des 2 CV verfolgte, zur Enttäuschung der Gauloises rauchenden Jugend und aller Surfer nicht zu einer allgemeinen Betriebserlaubnis in Deutschland. Grund dafür war seine nicht feuerfeste Karosserie aus ABS-Kunststoff (Acrylnitril-Butadien-Styrol), die hierzulande nur mühevoll per Einzelzulassung akkreditiert werden konnte.

Auch die vom französischen Karosseriespezialisten Sinpar in Handarbeit und dadurch limitierter Stückzahl realisierte, offene Renault-4-Mutation Plein Air kam nur in wenigen Exemplaren nach Allemagne. Zum Glück für alle Lamborghini und Ferrari – wie sich zeigte, als die ersten spektakulär luftigen Plein Air auf der Insel Sylt auftauchten und dort sofort alle anderen Strand- und Sonnenautos in den Schatten stellten.

Von der gesellschaftlichen Norm abweichen und das zunehmend größere Bedürfnis nach Freiheit bedienen durfte der Renault 4 Plein Air erstmals als Shuttle-Fahrzeug auf der Weltausstellung 1967 in Montreal, Kanada. Zwischen den gigantischen Straßenkreuzern war der 3,56 Meter kleine Luftikus ohne festes Dach, Fenster und Türen ein verführerischer Hingucker. Ein scheinbar perfektes Beachtoy für Badegänge und Bistrobesuche oder den Surfboardtransport. Weshalb Renault sein gerade einmal 19 kW/26 PS leistendes vierrädriges Sonnensegel – das Verdeck bestand aus simplem, flatterfreudigen Tuch – ab 1969 auch nach Nordamerika exportierte. Im Gegensatz zu den dort populären Buggies vertraute der Plein Air wie alle Renault 4 auf Vorderradantrieb für die Bewältigung feinsandiger Strände und schwieriger Waldwegen. Das gilt sogar für den nachfolgenden Renault 4 Rodeo, der speziell als Jagdwagen große Popularität genoss.

Text: Wolfram Nickel/SP-X
Fotos: Citroën, Renault

Scroll to Top