Buchtipp – Ulbricht: Maupassant

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Hören Sie, junger Mann, man muss mehr arbeiten. Ich habe inzwischen den Verdacht, dass Sie etwas faul sind.

So kann man sich den Kommentar eines Lehrers vorstellen, der einen Schüler rüffelt, wiewohl er den Gerüffelten halbwegs respektvoll immerhin siezt. Und Ähnliches könnte auch ein Französischlehrer unter eine Übersetzung schreiben, deren Korrektur am Ende mehr Rot als Schwarz (oder Blau) zeigt. Gut möglich, dass die Aufgabe darin bestand, einen Text von Guy de Maupassant ins Deutsche zu übersetzen.

Der zitierte Rüffel freilich galt genau dem Schriftsteller, dessen Werke es später in die Lehrpläne der Schule schafften: Gustave Flaubert ermahnte 1878 den knapp Dreißigjährigen zu mehr Fleiß. Denn ein Förderer (hier: Flaubert) erwartet nun mal Leistung vom Geförderten.

Wie nötig manche Ermahnung war, lässt Arne Ulbricht (selbst Lehrer für Französisch) Leserinnen und Leser in seinem biographischen Roman über Guy de Maupassant nur zu deutlich erkennen. Der Schriftsteller hatte zwar klare Vorstellungen von seinem Schrifttum (Ich will niemals zu irgendeiner Vereinigung beitreten, die sich zu einer bestimmten Doktrin bekennt. Das will ich deshalb nicht, weil ich das Recht behalten möchte, alles zu kritisieren), hatte aber auch Freude am Sport, am Feiern, am (damals üblichen und noch keineswegs verbotenen) Absinth, ja, und auch als Frauenheld war er mitnichten ohne Erfolge. Das alles stand sehr im Kontrast zu dem, was Flaubert weiter von seinem Schützling forderte: Für einen Künstler gibt es nur eines: alles der Kunst zu opfern.

Guy de Maupassant hat sich bis zu seinem frühen Tod nicht allzu sehr an den Rat gehalten. Genau deshalb entsteht bei Arne Ulbricht das spannende Porträt eines Menschen, der neben pointierter Sprache und guter Beobachtungsgabe eben auch die Lust am Leben jenseits von Papier und Schreibzeug behielt. Vermutlich sind ihm auch genau deshalb die besten Werke gelungen. Erinnert sei nur an Der Schmuck. An jene Novelle also, in der eine Frau sich mit Arbeit in gutem Glauben zugrunde richtet – statt zu allererst das zu klären, was zu dem ganzen Schlamassel führt. Der sich letztlich als gut gemeint, aber völlig unnötig herausstellt.

Arne Ulbricht: Maupassant. Biographischer Roman. Klak Verlag; 16,90 Euro.

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