Piemont/Italien: Streckenbeschränkungen auf Alpini-Pfaden

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Piemont in Nordwest-Italien ist nicht nur wegen seiner exzellenten Weine und Käse bekannt, sondern, nachgerade für Freunde von Allradfahrzeugen, auch wegen der teilweise recht wagemutig angelegten Alpini-Pfade aus dem ersten und zweiten Weltkrieg. Und je mehr Strecken in ganz Europa gesperrt und verbarrikadiert wurden (Österreich, Frankreich, Spanien, Ungarn etc.), umso beliebter wurden die piemontesischen Klettersteige für 4×4-Fahrzeuge.

Abgesehen von nicht nachvollziehbarer Tempobolzerei auf den sensiblen Strecken durch Händler- und andere geführte Gruppen (überwiegend aus Österreich übrigens) wurden viele Passagen auf 15, 20 oder 30 km/h limitiert: zu groß waren die Schäden an den Schotterpfaden und die Belästigungen von Wanderern und Mountainbikern und auch Unfälle geworden. Die Polizia Forestale und auch die Carabinieri gehen da unnachsichtig gegen die Auswüchse vor. In der Zwischenzeit wurden nun folgende Beschränkungen amtlich und rechtsverbindlich umgesetzt:

Sommeiller. Dieser Klassiker, zum höchsten anfahrbaren Punkt Mitteleuropas bis auf 2.997 Meter, ist ab dem Alpinstädtchen Bardonecchia frei befahrbar über den Weiler und gleichnamigen Stausee von Rochemolles bis zum Rifugio Scarfiotti. Mittwochs und freitags (ab 10 Uhr vormittags bis Samstag 18 Uhr) ist die Weiterfahrt ab hier zum Sommeiller verboten.

Das Gleiche gilt für die berühmte Traversierung der Assietta-Kamm-Straße zwischen der Milchfarm unterhalb des Colle Finestre nach Westen zum Colle Basset/Sestriere und in der Gegenrichtung von West nach Ost. Ein weiterer Klassiker dieser Region, der Anstieg zum Monte Jafferau (2.805m), ist nicht mehr durch den Tunnel, der Galeria dei Saraceni wegen Einsturzes in der Mitte befahrbar. Die alternative Möglichkeit geht ab Savoulx (zwischen Oulx und Bardonecchia) sehr direkt und steil hinauf zur Alpe Grand Roche (1.924m) von dort leicht östlich bis man wieder auf den alten Pfad (Galeria) stößt, dann weiter. Die jahrelange Sperrung dieser Strecke durch die dort angesiedelten neuen Anwohner wurde aufgehoben. Weiter problemfrei zu fahren sind: vom Forte Bramafam durch den Wald hoch und steil zum Colomion (2.054m) und abwärts nach Beaulard.

Die wohl heikelste Herausforderung, die ausschließlich von Allradfahrzeugen mit Getriebereduktion und potentem Drehmoment zu schaffen ist, geht, recht unscheinbar beginnend, ab dem Weiler Chateau Beaulard (1.387m) mit Kurs Nord-West mit bis zu 100 Prozent Steigung über längere Distanz hoch zum Rifugio Rey (1.761m). Auch dieses extrem lohnende Stück ist frei befahrbar. Neu ist hingegen eine Maut für diejenigen, die ins Silbertal der Argentiera einfahren wollen. Ab der neuen Holzbrücke zwischen Sauze di Cesana und Grangesises an der tiefsten Stelle des Übergangs wird nun pro Fahrzeug eine Maut von humanen drei Euro verlangt, pro Tag, versteht sich. Die lange Strecke zwischen Busson im Argentiera-Tal, Sagna Longa (dazwischen liegt die bewirtschaftete Mautino-Hütte auf 2.110m) und Cesana Torinese (Olympische Bobbahn!) ist für entsprechend gerüstete Fahrzeuge ebenfalls noch unlimitiert und mautfrei zu befahren, aber teilweise eben kein Kinderspiel.

Die Kontrollen durch behördliche Organe wurden verschärft, die Strafen gegen Verstöße dürfen als schmerzhaft bezeichnet werden.

Text und Bilder: Frank Nüssel

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