Buchtipp – de Bark: 1001 Date

Beitragsbild
Foto 1

Früher war alles leichter – vor allem ich.

Sie merken: Trotz des romantisch anmutenden Titels geht das hier in Richtung Anti-Cornwall-Idyll. Bea, über deren Alter immerhin so viel sicher sein dürfte, dass die erste der beiden Ziffern keine Zwei ist, sucht einen Mann, der (zu) ihr passt. An Realismus in eigener Sache mangelt es ihr dabei schon mal nicht.

Aber wie kommt eine Frau an Dates? Sagen wir mal, eine Frau, die nicht mit den Sozialen Netzwerken aufwuchs, von denen es für so ziemlich jede Interessengruppe eines zu geben scheint. Sondern eine Frau, die die ersten Verabredungen noch ganz klassisch absolviert hat, so mit Kneipe, Bistro, Restaurant und Fragenstellen? Ach so … in Sozialen Netzwerken heißt das ja ganz anders, matches. Bea jedenfalls schafft es, sich im Onlinedschungel durchzuschlagen.

Dumm nur: Mehr als ein Match stellt sich als Matsch heraus. Die Kandidaten haben durchweg Marotten, was ja nicht schlimm wäre, wenn sie denn spaßig oder wenigstens erträglich wären. Und allen blumigen Profilen zum Trotz (der Volksmund nennt das sich selbst anpreisen wie Sauerbier) wollen viele eben nur das, wovon sie entrüstet darlegt hatten, genau das eben nicht zu wollen. Jedenfalls nicht direkt.

Es geht dann doch noch gut aus. Dafür sei an dieser Stelle sinngemäß der Rat einer Paartherapeutin zitiert, die unter anderem online tätig ist – mit großem Erfolg: Das mit den Fröschen und dem Prinzen funktioniert am besten dann, wenn man sich selbst als Frosch sieht, aber als ganz passablen. Und seinerseits einen passablen Frosch im Leben haben will. Die Prinzen und ihr Drumherum werden ja doch auf Dauer erstens anstrengend und zweitens langweilig.

1001 Date ist eine krachende Satire auf soziale Netzwerke, wenn sie zu einer Parallelwelt mutieren, die in der realen Welt gar nicht funktionieren kann. Yvonne de Bark scheut auch deftige Formulierungen nicht, womit sie die blumigen Phantastereien mancher Menschen als So-Tun-Als-Ob besonders deutlich entlarvt. Es erinnert ein wenig an Bridget Jones und ihre Turbulenzen, aber die Pointen sind noch viel schärfer. Geeignet für Menschen, die das Internet als sinnvolle Ergänzung zur Wirklichkeit verstehen und nutzen. Absolut nicht geeignet für jene, die durch den Aufenthalt in der Parallelwelt inzwischen glauben, menschliche Perfektion gebe es tatsächlich.

Yvonne de Bark: 1001 Date. Solibro Verlag; 14,90 Euro.

Scroll to Top