Buchtipp – Yael Adler: Haut nah

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Manche Menschen, vor allem Männer, haben einfach Glück. Sagt die Hautärztin Yael Adler aus eigener Praxis-Erfahrung: Sie brauchen zur Gesichtsreinigung schlicht Wasser. Und was beim Haarewaschen an Shampoo-Wasser-Gemisch übers Gesicht läuft, reicht als Ergänzung allemal. Die Erklärung: Diese Haut ist im Gleichgewicht, und das ist auch gut so. Yael Adler erklärt auch ernste Themen so prägnant, witzig und mit einleuchtenden Vergleichen, dass auch derjenige ihr Buch mit Gewinn lesen wird, der noch nie die Hilfe eines Hautarztes oder einer Hautärztin brauchte.

Nun braucht man diese eben dann, wenn das mit dem Haut-Gleichgewicht nicht mehr funktioniert. Hier leistet Yael Adler wichtige Aufklärungsarbeit, indem sie erst mal erklärt, was gesunde Haut leisten kann – und muss. Und im Krankheitsfall gilt vor allem: Bloß nicht denken, ein Viel an Pflege helfe auch viel. Nicht, dass jetzt einem Pflege-Minimalismus das Wort geredet würde (der auch nur zu unangenehmem Müffeln führt). Aber: Betrachtet man das immense Angebot an Finessen für alle Körperbereiche, wie es in Drogeriemärkten, Parfümerien (und bisweilen auch Apotheken) ganze Regale füllt, vom Tonic über das Peeling bis zum Duschgel in mindestens fünf Duftnoten – dann ist es schon ratsam, mal die Expertin zu fragen, was davon der Haut gut tut – und was lediglich Geld in die Kassen der Anbieter (und Hersteller) spült.

Ekzeme, Akne (nicht nur in der Pubertät), Geruchsbildung, Rötung … der Einfallsreichtum der Haut ist schon groß, wenn es um Störfaktoren geht. Sie alle lassen sich beheben, nötigenfalls eben mit fachkundiger Hilfe.

Ein besonderes Augenmerk richtet die Hautärztin auf Hausmittel, die ggf. im Akutfall helfen können. Simple rohe Zwiebeln zum Beispiel. Oder Umschläge mit schwarzem Tee. Kritischer sieht sie, und das überrascht durchaus, den Einsatz von haushaltsüblichen Speise-Ölen in der Hautpflege, also z.B. Olivenöl. Manches, was (werbewirksam) gepriesen wird, erreicht, so Yael Adler, nicht mehr als die Verwandlung der Duschkabine in eine Rutschbahn.

Fazit: Hautärztin Adler räumt mit manchem Mythos rund um das große Organ Haut auf, zeigt aber immer probate Alternativen auf und auch die Grenzen der Selbsthilfe. Übrigens auch die der rein kosmetischen Medizin – nicht alles, was per Eingriff zu mehr Schönheit verhelfen soll, wird das Ergebnis auch erreichen. Ein wunderschönes Beispiel, allerdings nicht-chirurgischer Natur, hat Yael Adler selbst erlebt. Auf der Suche nach einem neuen Parfum wurde sie von einer ambitionierten Verkäuferin gefragt, ob diese der Kundin eine Wolke machen solle. Gemeint war – natürlich – die Duftwolke, sinnvoll – und gewünscht wäre ein Hauch davon gewesen.

Yael Adler: Haut nah. Droemer Verlag; 16,99 Euro.

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