40 Jahre Ford Capri (2): Traumwagen für den Hausgebrauch

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Sportliche Zweitürer waren gegen Ende der 60er Jahre in den USA en vogue. Der Ford Mustang war beredtes Beispiel für diese Philosophie des entspannten Reisens, dem man später auch in good old Europe den Begriff Cruisen gab. Der Mustang war optisch und technisch Ausgangspunkt für ein ähnlich konzipiertes Fahrzeug, das den Siegeszug familientauglicher Sportcoupés jenseits des Atlantiks einläuten sollte: für den Ford Capri.

Ende 1968 liefen die Bänder für die Produktion des Ford Capri an. Zunächst in Köln, später in England und schließlich auch im saarländischen Werk in Saarlouis. Die Idee wurde jedoch schon viel früher geboren. Der erste Prototyp, an dem sich bis zum Jahre 1986 das Styling der gesamten Serie orientierte, soll bereits 1965 fertig gewesen, aber wegen erheblicher Zweifel am Käufer-Interesse unter Verschluss gehalten worden sein. Doch die Zeit war offensichtlich reif für ein Auto, das nicht nur praktisch, sondern auch schön war. Ein Fahrzeug, mit dem man zwischen all den braven und biederen Volkswagen, Opels und diversen Franzosen jener Jahre auffallen konnte.

Die Wahlverwandtschaft zum Mustang ließ sich auf den ersten Blick erkennen. Die lange, flache Motorschnauze, die fast die Hälfte der gesamten Wagenlänge für sich beanspruchte. Dahinter das kurze, abgeschnittene Heck: Das waren die optischen Alleinstellungsmerkmale eines Fahrzeugs, dessen Besitzer man regelrecht attestieren musste, anders als der gemeine Durchschnittsbürger jener Zeit gestrickt zu sein. Aufgeschlossen eben, neuen Ideen zugewandt, kein muffiger Spießbürger. Ein Wort des Gräuels jener Tage.

Wenngleich der Basis-Capri der ersten Tage mit seinen 1.300 Kubikzentimeter Hubraum und 50 PS nicht gerade ein Ausbund an vierrädriger Rasanz war, so wiesen sportlichere Modelle doch schon darauf hin, dass es nicht bei der flotten Form blieb. Der 1500er hatte schon zehn PS mehr und der Ford Capri 2000 war für uns mit Fug und Recht ein Auto, das in die Kategorie Traumautos gehörte. Unter der langen Haube brabbelte ein Sechszylinder, dessen Leistung mit 85 PS aus heutiger Sicht zwar recht bescheiden ausfiel. Aber im Laufe der Jahrzehnte verschiebt sich auch der Blick auf die Realität etwas und 85 PS hoben sich damals weit von der Masse gewöhnlicher Fahrzeuge ab.

Wem das immer noch nicht genug war, für den gab es das Topmodell, dessen PS-Zahl sage und schreibe dreistellig war. 108 Pferde lauerten nämlich unter der langen Motorhaube des Ford Capri 2300 GT/R, dessen Leistung bereits im September 1969 auf extravagante 125 PS aktiviert wurde. Ein solches Fahrzeug schrie förmlich danach, seine Kraft und Erscheinung auf der Rennstrecke mit ähnlichen Boliden zu messen. Daher stellte Ford auf dem Genfer Automobilsalon 1970 den Capri 2600 RS als Basis-Rennversion vor. Ende des Jahres folgte eine Straßenversion dieses Fahrzeugs mit 150 PS.

Vier Jahre später folgte der erste Modellwechsel. Der Ford Capri II hatte schon eine umklappbare Rücksitzlehne, zudem wuchs die hintere Spur um sechs Zentimeter und das Fahrwerk wurde für europäische Verhältnisse neu abgestimmt. Mit dem 138 PS starken 3,0-Liter-V6, der die 2,6-Liter-Variante ablöste, bot Ford einen absoluten Kracher, der für die damals stolze Summe von 17.000 DM unglaubliche 200 km/h schnell war. Noch einmal vier Jahre später folgte der Capri III mit Halogen-Doppelscheinwerfern und integriertem Frontspoiler. Das war ein richtig bissiges Teil. Nicht nur optisch. Ab dem Produktionsjahr 1983 erhielt der Capri in allen Versionen serienmäßig ein Fünfgang-Getriebe. Damals war das Topmodell der 2,8 Injection mit 160 PS. 1985 wurde die Produktion des Capri im Werk Köln eingestellt. Als Rechtslenker wurde er noch ein weiteres Jahr gebaut.

Insgesamt verließen in den 17 Jahren 1,9 Millionen Exemplare die Werkshallen. Außer bei Privatiers fand der Ford Capri auch auf der Rennstrecke viele Freunde. Manche bekannte Piloten wie Hans-Joachim Stuck oder Jochen Maaß waren mit der Flunder erfolgreich unterwegs. In einem zum Schluss 560 PS starken Turbo-Capri war Ringkönig Klaus Ludwig 1980 in der Deutschen Rennsport-Meisterschaft erfolgreichster Teilnehmer in der Klasse über zwei Liter.

Von derlei Zahlen und Leistungen im eigenen Ford Capri konnten wir als junge Burschen Anfang der 70er Jahre nur träumen. Aber wer keine Träume hat, hat später auch nichts zum Realisieren.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Ford

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