Buchtipp – Hasselbusch: Sommer in Villefranche

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Von Hamburg nach Villefranche. Für Freunde höherer Temperaturen klingt das wie der Wechsel vom Alltag ins Urlaubsparadies. Birgit Hasselbuschs Roman hat auch was davon, aber ganz so paradiesisch ist die Chose nicht. Insa Nicolaisen, eine Mittdreißigerin mit ungewöhnlichem Vornamen und einem weniger ungewöhnlichen Tagesablauf, bekommt ein Jobangebot. Eben in jenem französischen Ort, über den Jean Cocteau sagte, dort die beste Zeit seines Lebens gehabt zu haben.

Das klingt doch mal gut, nach jahrelangem Auf-Der-Stelle-Treten im aktuellen Job, nach dreizehn Monaten einer Liebesaffäre, die so langsam den Zauber der ersten Zeit verliert und die stille Hoffnung nicht erfüllt, es könne mehr daraus werden – kurz: Der Ortswechsel verspricht etwas mehr Farbe für Insas Leben, das sich zuletzt, von fehlenden Geldsorgen abgesehen, farblich zwischen Aschgrau und Steingrau zu bewegen schien.

Und erst scheint es, als fügte die neue Station dem Leben allenfalls die Variante Mausgrau zu. Statt des Hausherrn, der ihr per E-Mail das Angebot gemacht hatte, erwartet die frisch Angekommene eine sehr ungnädige Dame, die sich als Fast-Ex ihres neuen Arbeitgebers herausstellt. Und der ist erst mal nicht zu sehen und zu hören.

Dass das alles nicht so bleibt, versteht sich fast von selbst. Aus Chaos entsteht eine Art von Ordnung, wie sich das für ein unterhaltsames Buch dieser Art gehört. Birgit Hasselbuschs Stärke ist ein trockener Humor, der an den von Dora Heldt erinnert, ohne dass es hier um eine Kopie ginge. Und nebenbei frischt man beim Lesen automatisch die Kenntnisse der französischen Alltagssprache auf. So, wie sie nicht in den Schulbüchern steht, sondern tatsächlich gesprochen wird.

Birgit Hasselbusch: Sommer in Villefranche. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv); 14,90 Euro.

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