Buchtipp – Kardinal: Meine kleine vegane Metzgerei

Beitragsbild
Foto 1

Sébastien Kardinal sieht nicht gerade aus wie eine Spaßbremse. Das sei vorab angemerkt, weil veganen Kochbüchern nur zu gerne das Image des Missonierens, Bekehrens, des Gutmenschentums mit erhobenem Zeigefinger anhaftet.

Ganz anders der seit zehn Jahren vegan lebende Franzose mit dem auffallenden Bart. Er posiert, als sei das Titelfoto ein Casting für die Fortsetzung des Films Déclicatessen (nix für Zartbesaitete). Aber dann geht's zur Sache.

Wenn Sébastien Kardinal Harissa, Chorizo und andere Spezialitäten zubereitet, kann man sicher sein: Hier gibt es pflanzliche Natur pur. Das Ganze gerne auch in großen Mengen für den Vorrat – so, wie es früher bei der Wurstherstellung üblich war, nur, dass hier halt das Schlachten entfällt. Schnitzel in Senfsauce, das berühmte Pfeffersteak, Rouladen… und der Hobbymetzger kommt ganz ohne E-Nummern, Geschmacksverstärker und andere künstlichen Kunstgriffe aus.

Ist das jetzt Hexerei? Nein. Kardinal würzt ziemlich mutig, spart nicht an den Würzzutaten, verhilft sogar dem ob seines Kaloriengehaltes zeitweilig verpönten Tapioka zu einem Comeback. Und manches Faible, etwa für den herzhaften Senf aus Méaux, teilt er durchaus mit Gourmets, die ihr Fleisch ganz und gar klassisch verzehren.

Ein Büchlein, das beim Lesen Spaß und Appetit macht – das funktioniert aber nur richtig, wenn man wirklich Freude am Kochen hat. Vielleicht lässt sich aus der Wursterei mit Linsen, Roten Beten und weißen Bohnen sogar ein Vergnügen im Freundeskreis gestalten. Es muss ja nicht immer Monopoly sein…

Sébastien Kardinal: Meine kleine vegane Metzgerei. Hans Nietsch Verlag; 16,90 Euro.

Scroll to Top