Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Es gibt weiß Gott genug Möglichkeiten der mechanisierten und organisierten Fortbewegung. Der Mensch kann, was er über Jahrtausende hinweg mangels Alternativen gemacht hat, zu Fuß gehen. Er kann sich aber seit geraumen Jahrhunderten und Jahrzehnten, etwa seit der Erfindung des Rades und der Dampfmaschine, mit technischer Hilfe fortbewegen.

Damit derlei komfortable Bewältigung großer Strecken auch in geordneten Bahnen vor sich geht, kam man irgendwann auf die kluge Idee, Lizenzen und Erlaubnis-Scheine einzuführen, wenn der Mensch von der individuellen Mobilität Gebrauch machen wollte. Denn es ging ja nicht an, dass man sich gegenseitig in die Hacken fuhr, je mehr Automobile auf den – zu Gründerzeiten noch recht holprigen – Wegen und Straßen unterwegs waren.

Diese Lizenz – wir wissen es alle – wurde mit dem schönen Namen Führerschein bedacht. Wer also etwas auf sich hielt, wer mit dem Eintritt in das Erwachsenen-Leben ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft werden wollte, der „brauchte seinen Lappen“, wie der Volksmund das trivial ausdrückt. Damit durfte man dann Autos, Motorräder, Busse und ähnliche Fahrzeuge bewegen und damit auch noch sein Geld verdienen. Wenn man denn Leute oder Stückgut mit Hilfe dieser Lizenz beförderte. Das so hat es den Anschein, reicht jetzt nicht mehr. Zunächst einmal dann, wenn man den ehrenwerten Beruf des Briefträgers erlernt hat. Geht zumindest aus einer Pressemitteilung der Post in dieser Woche hervor.Darin heißt es nämlich, die Post werde ihre Forschung für die Postzustellung mit Drohnen in Zukunft weiter ausbauen. Das Unternehmen rechne wegen des wachsenden Online-Handels mit mehr Paketgeschäft. Vorsorglich hat man nun schon einmal auf die Notwendigkeit eines Drohnen-Führerscheins für Briefträger hingewiesen. So heißt es in der betreffenden Mitteilung: „Wenn Briefträger Drohnen steuern, werden sie natürlich einen Führerschein dafür brauchen. Noch testen wir das aber erst für ausgewählte Anwendungsfälle, zum Beispiel für Medikamente, die an schwer erreichbare Orte geliefert werden müssen“.

Wer sich nun als Briefträger Sorgen um seinen Broterwerb mache, der sei völlig fehl am Platze. Denn, so wurde betont, die Jobs der Postboten seien dadurch nicht in Gefahr. „Briefträger wird es immer geben. Kein Roboter wird in Deutschland Briefe zustellen. Denn er kann beispielsweise nicht erkennen, wo man klingeln muss. Aber Roboter können den Zustellern helfen, ihre Tätigkeit bis zum Rentenalter auszuüben, zum Beispiel zur Unterstützung bei schweren Lasten“.

Immerhin, liebe Leserinnen und Leser, ist es doch beruhigend zu wissen, dass unser geschätzter Kollege Roboter noch nicht in der Lage ist, selbständig zu erkennen, bei wem er klingeln muss. Ein Rest von persönlicher Intelligenz bleibt uns offensichtlich noch erhalten. Und ich persönlich freue mich schon auf die erste allgemeine Verkehrskontrolle, wenn mich ein freundlicher Beamter auffordert: „Ihren Drohnen-Führerschein bitte“.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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