Liebe Leserin!

Lieber Leser!

Mobilität, die nicht, oder zumindest nicht nur, der eigenen Muskelkraft zu verdanken ist, war schon immer etwas für forschende Geister. Für Menschen, die sich nicht scheuten, auf dem sprichwörtlichen Weg in die Zukunft auch Umwege zu machen und die auch vor Rückschlägen nicht kapitulierten. Von der Erfindung des Rades hin bis zur heutigen Entwicklung von Fahrzeugen, die sich durch wieder aufladbare elektrische Energie fortbewegen, ist es ein weiter, Jahrtausende alter Weg. Ganz zu schweigen von Mobilität zu Wasser, in der Luft oder auch zu Lande auf Eisenbahn-Gleisen.

Dass der Mensch nicht nur Lasten, sondern sich selbst auch dem Rad anvertraute und dabei ganz und gar unbekannte Risiken einging, ist noch gar nicht so lange her. Oder doch schon eine Ewigkeit, je nachdem welche temporäre Messlatte man anlegt. Seitdem der Reichsfreiherr von Sauerbronn, der Nachwelt besser bekannt als Karl Drais, seinen ersten Ausflug auf dem Laufrad unternahm, sind gerade einmal 200 Jahre vergangenen. Ein Wimpernschlag im Lauf der Geschichte. Und zudem ein Meilenstein für die Entwicklung der individuellen Mobilität und der vielfach verwendbaren Möglichkeiten des Rades.

Drais, nach dem später die Draisine benannt wurde, legte mit diesem selbst konstruierten Gefährt in knapp einer Stunde rund 13 Kilometer zurück. Eine Postkutsche, so wurde errechnet, wäre in dieser Zeit nur etwa drei Kilometer auf flachem Geläuf weit gekommen. Dass dieses seltsame zweirädrige Gefährt die Menschheit auf ihrem Weg zum individuell gestaltbaren Nah- und Fernverkehrs ein gutes Stück weiter bringen würde, war damals noch nicht abzusehen.Aber Drais erging es wie auch einigen anderen Erfindern, die ihrer Zeit voraus waren. Es brauchte einige Zeit, bis sein wahrer Wert und seine vielfältigen Optionen ersichtlich und in die Tat um gesetzt wurden. Sein Laufrad, das später zum Fahrrad mit luftgefüllten Reifen mutieren sollte, markiert dennoch den Beginn des „mechanisierten Individualverkehrs ohne Pferd“. So jedenfalls steht es in der Präambel des Kataloges zu einer einzigartigen Ausstellung, die vor ein paar Tagen eröffnet wurde und die noch bis zum 25. Juni des kommenden Jahres im „Technoseum“ in Mannheim geöffnet ist.

Von den Segnungen in Form von E-Bikes oder Pedelecs, aber auch von den Konflikten mit Fußgängern oder Autos, die der Radfahrer einmal herauf beschwören würde, konnte der gute Freiherr damals noch nichts ahnen. Denn schließlich bedient sich ja seit seiner Erfindung auch so ein Automobil eines Rades. Auch wenn dazu nun gar keine eigene Muskelkraft mehr erforderlich ist. Die Ausstellung unter dem Namen „2 Räder – 200 Jahre“, soll, so habe ich mir von Bekannten, die schon dort waren, erzählen lassen, auf jeden Fall ihren Besuch wert sein. Voraussetzung: Man bringt etwas Zeit mit. Und daran sollte es schließlich nicht scheitern.

Es sei denn, man hat noch zu Hause einen dringenden Anschlusstermin und möchte mit dem Rad (dem Fahrrad, nicht dem Laufrad) nach Hause fahren. Aber das dürfte eher unwahrscheinlich sein.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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