Piper Moto J 1: Das „Zwitter“-Zweirad

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In der internationalen Rennsport-Szene zählt John Piper zu den Techniker-Legenden. Der Engländer hat schon für fast jeden gearbeitet, der auf der britischen Insel Rang und Namen besitzt – nach den Anfängen in der Formel 3 hat er den Metro 6R4 für British Leyland mitentwickelt, 1985 arbeitete er für Williams mit Nigel Mansell in der Formel 1, auch für Benetton war er tätig und unter Ross Brawn technischer Direktor bei Jaguar. Mit Zweirädern kennt sich Piper genauso aus: Für das Superbike-WM-Team von Carl Fogarty hat er dessen Petronas-Rennmaschine entworfen und gebaut.

So ein Mensch setzt sich nie zur Ruhe, deshalb hat der Ingenieur und Designer vor drei Jahren seine Firma Piper Moto gegründet, „um äußerst funktionale und begehrenswerte Produkte zu schaffen“. Sein Hintergrund im Motorsport gibt ihm den Zugang zu einem Netzwerk von Top-Herstellern und Materialien.

Das sieht man seinem ersten Projekt, dem Piper Moto J 1, an allen Ecken und Enden an. Dass es am Ende ein Roller wurde, erklärt Piper mit dem besonderen Reiz, ein Hybrid-Fahrzeug zu bauen, das zeitgenössische Motorrad-Performance mit dem klassischen Look und dem Stil eines Scooters vereint. Für Piper ist der J 1 der „Super Scooter”, einer, den es so bisher noch nicht gegeben hat.

Für den Motor hat sich der Engländer bei KTM bedient. Der 690er-Duke-Antrieb sorgt mit seinen 50 kW/68 PS für das außergewöhnliche Beschleunigungsvermögen von vier Sekunden von Null auf 100 km/h, das Sechsganggetriebe wird elektronisch über eine Schaltwippe am Lenker gesteuert.

Um die Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h sicher auf die Straße zu bringen, hat Piper das Fahrwerk kurzerhand komplett neu konstruiert und mit Rädern, einer Upside-Down-Gabel von White Power und Brembo-Bremsen kombiniert. Die Chrommolybdänstahl-Gitterrohrkonstruktion des Rahmens ist genauso eine Eigenentwicklung wie die Aluminium-Zweiarmschwinge und das horizontal auf der rechten Fahrzeugseite angebrachte Federbein.

Der besondere Clou ist aber die aus Kohlefasern gebackene Verkleidung, die dem Roller sein cooles Retro-Design im Stile der frühen Lambrettas verleiht. Komplettiert wird die Optik durch die beiden Einzelsitze, den runden Scheinwerfer und die chromverzierten Trittbretter, die Piper allesamt bei traditionsreichen Handwerksbetrieben in England fertigen ließ.

Piper hat seinen J 1 nicht als reines Showmobil kreiert: Der Super-Roller durchläuft gerade die „UK Single Vehicle Type Approval”, um eine europaweite Zulassung zu erhalten. Denn Piper möchte den J 1 als Kleinserie auf den Markt bringen, am liebsten auf Bestellung produziert – für die Fertigung eines J 1 veranschlagt der Konstrukteur rund neun Monate vom Zeitpunkt der Bestellung bis zur Auslieferung, individuelle Bemaßung und eine individuelle Seriennummer inklusive. Allerdings ist der Preis ebenso einzigartig wie der Roller selbst. „Ich gehe von einem Preis von 30.000 Euro aus,” meint der Schöpfer des potenten Hybrid-Zweirades.

Text: Norbert Meiszies/SP-X
Foto: Piper Moto

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