Buchtipp – Gutjahr: Die vitalstoffreiche Vollwertkost

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Vorab: Mit dem Titelthema kann man anno 2016 ganze Buchhandlungen füllen. Das war vor rund 30 Jahren, als dieses Buch erstmals erschien, völlig anders. Wer wissen wollte, ob eine Krankheit mit der Ernährung zusammenhängen könnte, erntete beim Arzt häufig ein klares Nein, es sei denn, man geriet an einen Außenseitermediziner – der dann allerdings vom Mainstream seiner Zunft bestenfalls belächelt, schlimmstenfalls bekämpft wurde. Und manche Naturheilverfahren, die heute sogar Kassenleistungen sind (Akupunktur bei bestimmten Beschwerden, Darmsanierungen bei Kindern), waren damals kaum bekannt. Und standen doch kurz vor dem Durchbruch, wie die folgenden Jahre zeigten. Was wesentlich damit zu tun hatte, dass die Patienten nach genau solchen Alternativen zunehmend fragten.

Ein Pionier in Sachen gesunder Ernährung ist zweifellos Dr. Max Otto Bruker gewesen. Er selbst lehnte schon den Begriff gesunde Ernährung ab, weil zu ungenau, und nannte die von ihm propagierte Kostform die vitalstoffreiche Vollwertkost. In Krankenhäusern, die er leitete, wurde die konsequent praktiziert. Und dass die Atmosphäre dort alles andere als jene Krankenhausaura war, klinisch-weiß-kalt, die manche Menschen sogar als Besucher kaum ertragen können, muss an der Stelle auch mal erwähnt werden – selbst erlebt als damals dreizehnjähriger Besucher einer Verwandten, die in Lahnstein bei Koblenz in der Bruker-Klinik war, so hieß das damals abgekürzt.

Bruker in Kurzform heißt: So natürlich wie möglich, nur so viel verändert wie nötig sollte die Nahrung sein.

Als Person war Bruker (1909-2001) immer umstritten, was auch an seiner kantigen Art lag, die er gerne auch seiner schwäbischen Herkunft zuschrieb. Manche seiner Erkenntnisse sind heute überholt, das ist nichts Ungewöhnliches in Jahrzehnten des medizinischen Fortschritts.

Ilse Gutjahr, über lange Jahre Brukers engste Mitarbeiterin, hat das seinerzeit erschienene Original-Bruker-Kochbuch auch wissenschaftlich aktualisiert. Es ist schon verblüffend, wie viele Erkenntnisse längst auch von der Schulmedizin im Sinne Brukers gesehen werden – der Vorrang des Vollgetreides gegenüber dem Weißmehl, das heikle Thema des raffinierten Zuckers, die nachgewiesene gute Wirkung von Rohkost und Gemüse, die an vieler Stelle heute in die Formel five a day gepackt wird, letztlich eine Bruker-Variation.

Bei aller Theorie machen aber doch die Rezepte ihren Reiz aus. Was da aus vollem Korn, aus frischen Salaten und Gemüsen hergestellt wird, schmeckt richtig gut. Wer (wie ich beim Erscheinen der allerersten Auflage, zugegeben) allenfalls an brettharte Grünkernklopse, fade Gemüsesuppen oder strohiges Grahambrot dachte, erhält ruckzuck den Gegenbeweis.

Ilse Gutjahr: Die vitalstoffreiche Vollwertkost nach Dr. Bruker. Goldmann Verlag; 8,99 Euro.

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