Liebe Leserin!
Lieber Leser!

An Auszeichnungen für das sicherste, das schönste, das wirtschaftlichste, das verbraucherfreundlichste, ja überhaupt das allertollste Auto und das noch in allen möglichen Kategorien vom kleinsten Sub-Kompakten bis hinauf in die Höher-geht-nicht-mehr-Luxusklasse mangelt es schon seit vielen Jahren nicht. Und die Presseabteilungen der diversen Hersteller scheuen sich auch nicht, wenn wieder einmal irgendein Autoclub, eine Fachzeitschrift oder eine sonstige Organisation einen der diversen Preise verliehen hat, dies auch großspurig kund zu tun. All das in schöner Wahrung des Proporzes, um ja niemandem auf die Füße zu treten. Frei nach dem Motto: Wer hat noch nicht, wer will noch mal. Den Pokal hochrecken nämlich und sich dann artig dafür bedanken.

Als vor zwei Jahren der ganze Schummel- und Trickserskandal um den „Gelben Engel“ des ADAC ans Tageslicht kam, bezeichnete der Auto Club Europa – der selbst übrigens keine derartigen Auszeichnungen vergibt – diese unübersichtliche und ausufernde Medaillenschwemme als Blendwerk und aufgeblasene Selbstinszenierung. Es sei schon sehr erklärungsbedürftig, warum Repräsentanten namhafter Autohersteller sich diese peinliche Farce weiter antun wollen, wetterte der ACE damals in seiner Clubzeitschrift.

Nun, dieses verbale Vorpreschen hat nicht etwa dazu geführt, dass ein paar „Auto-Oscars“ seitdem mit markigen Dankesreden weniger verliehen worden wären. Aber es gibt auch noch Preise in der Szene, in denen weniger ein preisgekröntes Automobil, sondern Personen im Mittelpunkt stehen. Meist handelt es sich dabei um Leute, die kaum oder zumindest nur sehr selten im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen.

Daran musste ich denken, als Mitte dieser Woche eine Pressemitteilung des Deutschen Verkehrssicherheitsrates einlief. Dabei ging es um den mit 7.500 Euro dotierten DVR-Förderpreis Sicherheit im Straßenverkehr, bei dem dieses Mal die Gefahren im Umgang mit dem Smartphone im Automobil als Thema im Mittelpunkt standen. Bedacht werden dabei immer junge Wissenschaftler, die sich besonders hervor getan haben. Vergeben wurde das Prädikat in diesem Jahr im Rahmen des Kongresses des Fachverbandes Psychologie für Arbeitssicherheit und Gesundheit (PASiG) in Wuppertal.

Es würde zu weit führen, die wissenschaftlichen Hintergründe aufzuzählen, die schließlich dazu geführt hatten, dass ausgerechnet diese drei jungen Forscherinnen und Forscher ausgezeichnet worden wsind. Viel wichtiger erscheint mir, dass es rund um das Thema Automobil noch ernst zu nehmende Würdigungen von Leistungen gibt, die nicht nach fragwürdigen Kriterien ausgewählt wurden, damit die glitzernde Autobranche wieder mal einen Grund hat, um sich selbst im Scheinwerferlicht zu feiern.

Mit derlei Respektsbekundungen werden junge Menschen mit großen Fähigkeiten und Mut zu unkonventionellen Methoden in Forschung und Entwicklung in ihrem Tun bestätigt. Und das ist mehr wert als jeder x-te Publikumspreis einer Auflagen-starken Fachzeitschrift.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende

Ihr Jürgen C. Braun

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