Premiere von „Le Mans in der Eifel“: Timo Bernhard siegt im Porsche vor großer Kulisse

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So einen Auftrieb hat der Nürburgring in diesem Jahr noch nicht erlebt! Im Geiste der legendären 1000-Kilometer-Rennen auf der Nordschleife des Eifel-Kurses blühte am Wochenende beim ersten Gastspiel der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Deutschland auch das gesamte Areal rund um die Grandprix-Strecke wieder auf und versprühte nach langer Zeit einmal wieder den Geist des großen weltweiten Motorsports. Am Ende stand ein grandioser Sieg für das schon in Le Mans siegreiche Porsche-Team: Vor 62.000 Zuschauern am Wochenende siegte KÜS-Botschafter Timo Bernhard gemeinsam mit dem Australier Mark Webber und dem Neuseeländer Brandon Hartley im 919 Spyder.
Es war eine fulminante Rückkehr der Sportwagen-WM auf den „Ring“: Viel hat sich (vor allem in technischer Hinsicht) geändert seit den Zeiten eines leider viel zu früh verstorbenen Tom Walkinshaw, der Le Mans und die Sportwagen-Weltmeisterschaft und damit auch die 1000-km-Rennen in der Eifel als Fahrer und als Teambesitzer prägte. Das bedeutete in den 1970er und 1980er Jahren – je nach Rennverlauf – 45 bis 47 Runden auf der Nordschleife, an der Zehntausende von Fans feierten. Heute dürfen die LMP1-Fahrzeuge von Audi, Porsche und Toyota nicht mehr in der „Grünen Hölle“ fahren, aber der Auftritt am Wochenende auf dem Grandprix-Kurs war sowohl fahrerisch wie auch fahrzeug-technisch beeindruckend.

Sechs der insgesamt 31 Fahrzeuge, die am Wochenende beim vierten von acht Läufen der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in vier Klassen an den Start gingen, setzten auf Hybrid-Technik. Das waren jeweils zwei Toyota TS040, zwei Audi R 18 e-tron Quattro und zudem zwei Porsche 919. Das WEC-Reglement schreibt für werksseitig eingesetzte Le-Mans-Prototypen der Klasse eins (LMP1) diese Hybridisierung (Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor) im übrigen vor.

Porsche, der aktuelle Le-Mans-Sieger, setzte in der Eifel ein neues Aerodynamik-Paket für einen hohen Abtrieb ein. Mit bis zu 80 Prozent neuen Karosserie-Teilen unterschied sich der Klasse-1-Le-Mans-Prototyp (LMP1) damit deutlich von der sogenannten „Low-Downforce“-Konfiguration, mit der das Fahrzeug auf den langen Geraden von Le Mans im Juni erfolgreich unterwegs war. Am Rande der Veranstaltung teilte Porsche auch mit, dass es sein LMP1-Programm bis einschließlich 2018 fortführen werde. Der Rennsport, so Porsche-Chef Matthias Müller, sei „ein wichtiger Teil der Markenidentität von Porsche“. Das geschehe allerdings nicht als Selbstzweck, sondern symbolisiere „den Technologie-Auftrag für zukünftige Straßenfahrzeuge“.

Beim Veranstalter und auch beim Ausrichter, der Capricorn Nürburgring GmbH, war man im Vorfeld noch ziemlich skeptisch gewesen, was die Akzeptanz der neuen Serie betraf. Immerhin war es die Premiere einer Serie, die zwar nach FIA-Regeln gefahren wird, aber bisher in Deutschland nur auf den sportlichen Spartenkanälen oder im Pay-TV live zu verfolgen war. Dennoch hatte auch FIA WEC-Boss Gerard Neveu, der den Nürburgring im Vorfeld als „Tempel des Motorsports“ bezeichnet hatte, keine Bange, mit der Serie auf die Rennstrecke zu gehen, die im Moment nichts besseres dringend braucht als gute Nachrichten.Zur Ausrichtung des Rennens hatte die WEC einen Vertrag mit der Nürburgring Capricorn GmbH geschlossen. Beide Parteien, so der Franzose, teilten sich demnach das finanzielle Risiko. Das letzte Sportwagenrennen fand 2009 auf dem Nürburgring statt. Es wurde ein ziemlicher Flop, weshalb die LMS danach einen großen Bogen um Rennsport-Deutschland machte. Mit dem erstmaligen WEC-Auftritt wurde nun die Basis gelegt für ein neues, finanziell lukrativeres, Zeitalter.„Ich möchte nicht arrogant klingen, aber die WEC kann man nicht mit der damaligen Le Mans Series vergleichen, die WEC ist eine ganz andere Meisterschaft“, hatte Neveu auf einer Pressekonferenz ein paar Wochen vor dem Renn-Wochenende seine Zuversicht über einen nicht nur einmaligen Auftritt, sondern auch über eine mögliche Zukunft der WM in der Eifel, geäußert. „Wir gehen zum Nürburgring und erwarten dort ein erfolgreiches Event. Wenn das nicht der Fall sein sollte, wären wir sehr enttäuscht.“ Gute gefüllte Tribünen und ein hohes Besucher-Aufkommen im Fahrerlager schon am Samstag aber zeigten, dass die Fans bei aller Skepsis die in Deutschland neue Serie doch angenommen haben.„Kreisch-Alarm“ gab es am Samstag beim traditionellen Pit-Walk der Fans, als US-Serienheld und Porsche-Driver Patrick Dempsey gesichtet wurde. Der Frauenschwarm, der im Juni in Le Mans in der GTE-Am-Klasse gemeinsam mit Marco Seefried und Patrick Long Rang zwei belegt hatte, ging mit den beiden gleichen Teamkollegen auch an diesem Wochenende auf Rundenhatz auf dem „Ring“. Ein Großteil der weiblichen Fans an diesem Wochenende interessierte dann auch am meisten, einmal einen Blick auf „Dr. Derek Shepherd“, als der er in der ABC-Fernsehserie „Grey’s Anatomy“ auftritt, zu erhaschen. Da mussten dann die „normalen Sterblichen“ in ihren Rennboliden zwangsläufig zurück stehen.

Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Hersteller

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