Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Gehören Sie auch zu den knapp 19 Millionen Auto fahrenden Menschen, die in Deutschland Mitglied des ADAC sind? Ich, und da bricht mir wie man so schön sagt, kein „Zacken aus der Krone“, bin es. Und das seit meinem ersten eigenen Fahrzeug und das sind mittlerweile über 40 Jahre her. Damals galt es als chic, als „en vogue“, im ADAC zu sein. Wer ADAC-Mitglied war, der stellte etwas dar, der gehörte fortan zur Gilde der mobilen und damit aufgeschlossenen Menschen. ADAC-Mitglied zu sein, war fast so etwas wie die erste (heimliche!) Zigarette geraucht zu haben. Man durfte eben sagen, dass man jetzt dazu gehörte.Wurde mir bei meinem ersten Glimmstängel noch anständig übel mit allen Konsequenzen, so stellte sich dieses Gefühl als ADAC-Mitglied (allerdings ohne die assoziierten Folgen) erst sehr viel später ein. Vier Jahrzehnte waren es genau. Denn als der ganze Sumpf um das riesige Wirtschafts-Imperium Allgemeiner Deutscher Automobil-Club, um die Schiebereien, Trickserien und Betrügereien vor rund zwei Jahren so nach und nach trocken gelegt wurde, da konnte einem schon richtig übel werden. Weil man sich von Beginn der Mitgliedschaft an unter einem sprichwörtlichen „Gelben Engel“ eben etwas ganz Anderes vorgestellt hatte.Nach dem großen Crash in Sachen Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit machte man sich in der Konzernzentrale in München und in den vielen kleinen Ortsvereinen ans Aufräumen und an die Wiedergutmachung in der öffentlichen Wahrnehmung.

Während die Mini-Funktionäre vor Ort und die unzähligen freundlichen und sachkundigen Pannenhelfer in der Tat die „armen Schweine“ waren, oblag es vor allem der neuen Führungsschicht, den Strategie-Wechsel auch nach außen hin zu dokumentieren und somit auch nachhaltig Besserung zu geloben.
Damit das auch nicht in Vergessenheit geriet, geht man derzeit damit ganz gezielt in die Öffentlichkeit. Unter dem Kampagnen-Motto „Danke für Ihr Vertrauen!“ hat man Plakate an Autobahnen und öffentlichen Plätzen angebracht, sowie Anzeigenmotive in großen, überregionalen Zeitungen und Zeitschriften geschaltet. Ein 15-sekündiger Fernsehspot sollte dann noch sein Übriges dazu tun. Mit der Kampagne, so ließ die PR-Maschinerie des Clubs wissen, „bedanken wir uns bei unseren knapp 19 Millionen Mitgliedern, die ihr Vertrauen in die Arbeit der 'Gelben Engel' nicht verloren und dem Club die Treue gehalten haben.“Sicherlich bedarf es einer etwas längeren Zeit, um das verloren gegangene Vertrauen in diese Institution, die ja wie ein Stück Deutschland gewesen war, wieder komplett herzustellen. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mir bei bekannt werden des ganzen Schlamassels um den Club nicht nur, „die Galle hoch gegangen“ war, sondern dass es mir auch leid getan hat wegen des immensen Image-Schadens, das diese vor mehr als 100 Jahren gegründete Vereinigung davon getragen hatte.

Vielleicht sollten wir uns alle, mit etwas Abstand dazu, auch vergewissern, dass diese Mauscheleien nicht von der Institution als solcher, sondern von ein paar Großkopfeten an der Spitze einer riesigen Wirtschafts-Krake inszeniert worden waren.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.Ihr Jürgen C. Braun

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