CD-Tipp – Demis Roussos: Collected (3 CD)

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Es ist üblich, nach dem Tod eines Sängers Zusammenstellungen seiner Hits auf den Markt zu werfen – was aber nicht unbedingt für deren Qualität spricht. Anders bei dieser 3-CD-Box, die Demis Roussos noch vor seinem Tod selbst zusammenstellte. Grund genug, den im Januar 2015 68-jährig verstorbenen stimmgewaltigen Griechen an dieser Stelle einmal mehr zu würdigen. Zumal drei Menschen zu Wort kommen im Booklet, die ihm sehr nahe standen: Seine Tochter und sein Sohn, die übereinstimmend erklären, mit der Musik ihres Vaters ganz selbstverständlich aufgewachsen zu sein, ohne die häufigen Abwesenheiten als belastend zu empfinden. Und Bert van Breda, der mit ihm nicht nur CDs aus seinem späteren Werk produzierte, sondern dem wir zahlreiche CD-Veröffentlichungen von Vinyl-Tonträgern früher Jahre verdanken.

Vor allem die Vielseitigkeit fällt auf, betrachtet man die Titelliste: Was er mit Aphrodite's Child einspielte, verdient zu Recht die Bezeichnung Progressive Rock und setzt nicht unbedingt auf Wohlklang und Eingängigkeit. Das gilt freilich unbestritten für alle Hits, die ihn in den Siebzigern vor allem in Deutschland zum Top-Star machten. In den Jahren zwischen 1973 und 1976 war er in deutschen Hitparaden Dauergast und bediente mit Goodbye My Love, Goodbye und Schön wie Mona Lisa sicher auch Urlaubssehnsüchte, vor allem, wenn die Titel punktgenau zum Sommer veröffentlicht wurden.

Und danach? War Demis Roussos fast so experimentierfreudig wie zu Aphrodite's Child-Zeiten. Erneute Zusammenarbeit mit Ex-Bandfreund Vangelis (ja, genau, der von Chariots Of Fire, in der Vokalversion hier als Race To The End zu hören), monumentale Klanggebilde in Kooperation mit dem deutschen Soundtüftler Rainer Pietsch (Planet Earth Is Blue), tanzbarer Pop (Quand je t'aime) und Adaptionen von Chansons.

Es fällt schon auf: Alles, was nicht nach erkennbarem Schema gestrickt wurde, hat auch nicht den Verkaufserfolg seiner deutschsprachigen Schlager erreicht. Wohl aber gesichert, dass ein großes Publikum ihm treu geblieben ist. Er hat auch nie mehr versucht, ein einstmals Erfolg garantiertes Rezept um der Kohle willen zu kopieren. Von seiner letzten CD, schlicht Demis betitelt, findet sich nichts in dieser Zusammenstellung. Die hatte nochmal für Furore gesorgt; Der über 60 Jährige tut sich mit Musikern zusammen, die seine Söhne, gar Enkel sein könnten, und zeigt sich von einer ungewohnt rockigen Seite. I'm On My Way klang schon programmatisch. Wie gesagt, hier nicht zu hören. Schade einerseits – andererseits: Diese CD ist noch im Handel zu haben. Vieles, was Roussos selbst aus fast 50 Jahren Karriere wichtig war, ist mittlerweile nur noch Second Hand zu haben.

Langjährige Fans haben beim Betrachten der CD-Hülle Grund zum Schmunzeln: Abgebildet ist das Originalfoto zum ersten Cover der 1979er-LP Universum. Es wurde mehrfach als Macho-Pose gegenüber einer Frau gedeutet und schließlich durch ein anderes Motiv ersetzt. Die LP mit dem Originalcover darf als besondere Rarität gelten. Ob es solch eine Diskussion anno 2015 noch gäbe? Auf der LP findet sich Sometimes When We Touch auf dieser CD, allerdings in einer Live-Version. Und das Lied hat so gar nichts von Machismo…

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