Heidi Hetzer: Ein Schiff wird kommen …

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Nein, das war eine Metapher. Das Schiff ist schon da. Und Hudo wird heute verladen, nachdem er vorher peinlichst genau mit der Zahnbürste gesäubert wurde. Es ist ein Frachtschiff der Reederei Hamburg-Süd. Die gehören zum Oetker-Konzern und das Containerschiff bringt Heidi und Hudo am 31. Januar 2015 von Singapore nach Perth in Australien.

Das ist der Stand von heute, nachdem sie vor genau einem halben Jahr Berlin verlassen hat. Aber der Reihe nach.

Sie war ja zuletzt in Laos und hat in der Hauptstadt Vientiane Weihnachten und Silvester verbracht – bei Außentemperaturen von 30 Grad. Weihnachten unter Palmen, auch nicht schlecht.

In Bangkok hat Hudo wieder einige Zeit in einer Werkstatt verbringen müssen. Doch diesmal war es eine ganz besondere Werkstatt. Die gehört den Brüdern Jeseda. Und die haben ein imposantes Oldtimer-Museum in Bangkok errichtet: Das Technik-Museum mit mehr als 1000 Oldtimern. Etwa die Hälfte davon steht bereits restauriert in den Hallen. Naja, Hallen ist vielleicht etwas zu viel gesagt, denn ein Großteil steht unter freiem Himmel. Die andere Hälfte Oldies muss noch hergerichtet werden. Zurzeit sieht es dort noch aus wie auf einem riesigen Schrottplatz.

Heidi ist zwar selbst gelernte Kfz-Mechanikerin, aber diese Operationen überließ sie dann doch lieber den Jeseda-Brüdern. Währenddessen machte Heidi ihre ganz persönliche Sightseeing-Tour durch Bangkok: Sie hatte sich ein Taxi samt Fahrer gemietet, der sie rumgefahren hat. Taxen sind sehr erschwinglich in dieser Millionenstadt. Sie war im Königspalast, auf der französischen Brücke, am weißen Tempel und so weiter.

Auch für diese Art des Zeitvertreibs hatte sie einen Spruch parat: „Don’t let the time kill you: Kill the time.“ (Lass Dich nicht von der Zeit umbringen, bringe die Zeit um.)

Man mag es kaum glauben, aber hier am äußersten Ende Asiens, gibt es so viele Deutsche, die hier eine neue Heimat gefunden haben, so viele Weltenbummler, die diese Länder kennenlernen wollen. So viele Bekannte und Bekannte von Bekannten, dass Heidi von allen Seiten angesprochen und eingeladen wird.

Malaysia ist voll von Auto-Verrückten. Am wenigsten Aufsehen hatte sie in Laos erregt. Aber hier: Es ist der helle Wahnsinn. Es gibt einen riesigen Motorsportclub, der im ganzen Land Mitglieder hat. (MSCVCRC = Malaysia Singapore Vintage Car Registered Club) Die bringen sich fast um für Heidi und ihr Schmuckstück Hudson, genannt „Hudo“. Überall werden sie von diesen Clubkameraden, alles absolute Auto-Freaks, empfangen, eingeladen und begleitet.

Heidi muss mal wieder die kürzeste Strecke fahren und einige Sehenswürdigkeiten auslassen. Nicht zum ersten Mal auf ihrer Weltreise, denn sie hinkt fünf Wochen hinter ihrem selbstgesteckten Zeitplan hinterher.

Ihr Neugier hat sie aber nicht ruhen lassen, denn obwohl sie ja eigentlich zuerst Hudo hätte einschiffen sollen, wollte sie vorher schon mal gucken, wo das ist und wie das so ist in Johor, einem Vorort von Singapore. Hudo hatte ihr schon vor dieser Erkundigungsreise einen Strich durch die Rechnung gemacht, wollte nicht mehr weiterfahren und stand – einmal mehr – in einer Werkstatt. Also: Location-Check ohne Hudo. Heidi war sowas von froh, dass Sujit, Johnny und Danny mit deren VW Kübelwagen bei ihr waren, denn die kannten – natürlich – auch eine Werkstatt für Hudo. Dort haben die Mechaniker – wie immer unter dem Motto immer mit der Ruhe! – festgestellt, dass es überhaupt nichts Großes war, sondern es hatte sich „nur“ ein Splint selbständig gemacht, dass der Motor seinen Dienst versagte. Kleine Ursache, große Wirkung.

Also Lage checken ohne Hudo. Und das war gut so, denn im Büro der Reederei in Singapore waren zwar alle sehr freundlich zu Heidi, machten ihr aber unmissverständlich klar, dass sie noch einige Papiere benötigte, um durch den Zoll und nach Australien zu kommen. Noch einmal Spießrutenlaufen in Asien. Es ist ja bald vorbei!

Tja, und dann begann Hudo‘s große Säuberungsaktion. Penibel und akribisch, wie schon erwähnt. Ersatzreifen vom Dach, Gepäck und Teppiche raus, Unterboden dampfstrahlen, das ganz große Reinemachen. Alles in allem hat das einen verdammten Tag lang gedauert, eine Samstags-Autowäsche daheim ist ein Klacks dagegen.

Am 17. Januar hat sie Bangkok verlassen. Sie musste rechtzeitig in Singapore sein. Hudo sollte schon eine Woche vor dem Ablegen an Bord sein, steril wie nur ein Auto sein kann. Schließlich soll es nach Australien gehen. Und die Australier haben eine panische Angst davor, dass irgendjemand irgendetwas ins Land hineinbringt, was sie nicht haben wollen. Also hat Heidi ihren – inzwischen wieder auf eigenen Füßen stehenden ähem, auf eigenen Rädern rollenden – Hudo einer pingelig exakten Reinigungsaktion unterzogen. Das ganze haben ihre neuen Freunde vom MSVCRC in Johor gemacht, weil hier das Wasser viel billiger war als in Singapore. Und Wasser haben sie reichlich gebraucht; Heidi lachte sich ins Fäustchen: Richtig Geld gespart.

Heidi stand die ganze Zeit unter Beobachtung, denn ein Kamerateam der ARD hat sie und Hudo begleitet bei der Vorbereitung zur Verschiffung und wird auch beim Abschied aus Asien dabei sein. Die ARD plant um Ostern herum eine 45-minütige Dokumentation über diese Einschiffung in Singapore.

Jetzt ist Hudo festgezurrt, und Heidi die einzige Passagierin auf dem Frachter, der sie hoffentlich gesund und munter nach Perth bringt. Sie hat keine Anti-Schlecht-Tabletten dabei, die „eiserne“ Heidi wird die Überfahrt auch so überstehen. Hudo ist ja bei ihr. Das war ihr schon bei der Vorbereitung das Wichtigste, dass sie Hudo niemals alleine lassen wird. Und das hat sie bis jetzt auch noch nicht getan.

Obwohl: Von Werkstätten hat sie jetzt erst einmal die Nase voll. Aber diese neun Tage auf See wird sie sich nicht einfach nur im Liegestuhl herumräkeln wollen. Das ist nicht ihr Ding. Sie braucht Action. Sie wird sehen, ob und wie sie sich als Matrose nützlich machen kann. Wir sind sicher, dass ihr das irgendwie gelingen wird.

Erst einmal verabschiedet sie sich am 31. Januar mit einem lachenden und einem weinenden Auge von Asien. Ein letztes Mal wird sie dann der malaysischen Küste zuwinken und sich freuen auf neue Abenteuer auf einem neuen Kontinent. Was immer in Australien auf sie wartet: Sie wird jedenfalls keine Kommunikationsprobleme haben wie in Ostasien, denn dort spricht man englisch.

Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer27. Januar 2015

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