Dakar-Nachlese: Kuriosum mit Zukunfts-Potenzial

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Wie sich der geneigte Leser hier erinnern wird an unsere Online-Berichterstattung, war da mehrfach der Hinweis auf einen Buggy, der quasi unter Tarnkappe fuhr. Nur den beiden Fahrern Alain Chicherit und Alex Winocq aus Frankreich sowie der Teamleitung war Näheres dazu bekannt. So skurril dieses Fahrzeug anzusehen war (und hübsch zudem), so war es auch die Vorgeschichte: Bereits 2013 hatte Sven Quandt, Teamchef von X-raid, dieses Mobilchen von dem Qatari Nasser Al Attyah gekauft: zweiradgetrieben, mit einem aus den USA stammenden LS7-Triebwerk, das eigentlich gute Leistungsdaten versprach: ca.380 PS und ein Drehmoment von 640 Newtonmetern. Womit ein dezenter Hinweis angebracht sein darf, dass es sich eher NICHT um einen Diesel, sondern um einen Benziner handelte. Doch die Ingenieure aus Trebur, wo ja bislang nur allradgetriebene Fahrzeuge (überwiegend mit Dieselmotoren für BMW X5, X3 und MINI All4 Racing) aufgebaut wurden, kümmerten sich schon 2014 darum, ein stabileres Konzept für die vielen Baustellen am Auto zu entwickeln. Erste Proberunden wurden durchgeführt, doch die Vorbereitung für die 10-köpfige MINI- Armada hatte für 2015 absolute Priorität. Die beiden Franzosen hatten in den Vorjahren viel Erfahrung auf diversen Buggys gesammelt und wurden fortan in die Weiterentwicklung integriert. Chefingenieur Joan Navarro und sein Technikerteam haben da also noch einiges zu tun. Schließlich hat Teamchef Quandt einen Sack voll Vorgaben angemeldet. Mit Einsatz der Buggy All Terrain, wie er namentlich gehandelt wird, reagiert X-raid auf die derzeitigen Entwicklungen im Bereich des technischen Reglements, das ab 2016 gelten wird. Die Reglementvorteile für die zweiradbetriebenen Buggy-Prototypen werden aber immer deutlicher. Der Hausherr von X-raid zu www.kues.de-Online: Um Spekulationen vorzugreifen: Wir wenden uns NICHT vom Mini All4 ab! Aber das derzeitige Reglement zwingt uns zu reagieren. Für uns natürlich ein völlig neues Terrain.

Schon bei der letzten Dakar, die vor gut 2 Wochen zu Ende gegangen war, hatte sich das Haus X-raid äußerst zurückhaltend gezeigt, als es um die Aussichten und mögliche Platzierung mit dem Buggy im Zebra-Design ging. Die Daten für den Buggy-Prototyp: mind. Gewicht 1.650 Kilogramm, nur noch Einfachdämpfer pro Rad, 6-Gang-SADEV-Getriebe (sequentiell). Intern hieß es schon: Versuchen durchzukommen und wenn jede Nacht durchgeschraubt werden muss. Als bereits nach der 3. Etappe der Buggy Feuer fing, ging es los. Beiden Insassen gelang es, das Feuer zu löschen, dann kam der Racetruck und alle Fahrer und Mechaniker reparierten, als gäbe es kein Morgen. Und so stand der Buggy jeden Tag frisiert und gefönt beim Start: Die Mechaniker hatten nächtens Übermenschliches geleistet. Keiner im Team wollte aufgeben. Chicherit dankte es mit einem 45. Platz und alle freuten sich. Auf diesen aktuellen Erkenntnissen müssen wir aufbauen, meinte Copilot Winocq. Eigentlich war das Ganze mit dem Buggy All Terrain ein ganz irres Ding.

Text: Frank Nüssel
Fotos: X-raid

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