Buchtipp – Thomas Zeidler: Andreas Gabalier

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Er steht kurz vor dem 30. Geburtstag, hat schon Millionen Tonträger verkauft, spielt regelmäßig vor vollen Hallen und bekam am 6. September 2014 seine erste eigene TV-Show über gut zwei Stunden. Unter den Gästen: Die Scorpions und Status Quo. Auf seiner neuesten CD wirken Stefanie Heinzmann, The Baseballs, Rea Garvey und The Bosshoss mit. Xavier Naidoo sagt über ihn: Ich finde Andreas unermüdlich. Es ist bemerkenswert, wie er ausgetretene Pfade mit seiner Musik neu beschreitet und wie er Volksmusik wieder klingen lässt. Eine Bilderbuchkarriere also? Bis jetzt – ja. Allerdings: Andreas Gabalier polarisiert auch.

Die Laufbahn von Andreas Gabalier, der übrigens unter seinem echten Namen auftritt, ist ungewöhnlich. Der Weg zum Juristen war schon vorgezeichnet. Stattdessen? Sein Markenzeichen: Elvis-Presley-Frisur, Karohemd und Trachten-Lederhose. Seine Musik: Traditonell Österreichisches wird mit klassischem Rock'n'Roll verbunden, wobei der Anteil klassischer Balladen im Repertoire doch zuzunehmen scheint. Einschneidende Lebensereignisse: Der Selbstmord von Vater und Schwester, worüber schon viel geschrieben wurde. Thomas Zeidler gelingt es besonders gut, die Bedeutung dieser Erfahrung für den jungen Andreas Gabalier herauszuarbeiten. Sein Werdegang: Bisher so steil aufwärts, dass es schon verwundert, wie bodenständig der Mann geblieben ist. Sein großes Vorbild: Jerry Lee Lewis.

Mit all dem hat er sich nicht nur Freunde gemacht. Kritiker werfen ihm vor, seine Texte transportierten überholte Rollenbilder. Er stehe quasi für Lebensmodelle von vorvorgestern. In Interviews, Porträts und auch in der Biographie von Thomas Zeidler fällt freilich auf: Er ist – Tolle hin, Lederhose her – kein Draufgänger, dem ob seines Temperaments mal eben die ein oder andere plakative Formulierung entrutscht. Er tritt reflektiert und überlegt auf, auch, wenn er hier zitiert wird. Da wirkt er wie ein Mann der leisen Töne und sorgsam formulierten Worte.

Es mag die erwähnte Mischung sein, die nicht nur Begeisterung, sondern auch Irritation auslöst. Denn: Wer mal dachte (und der Rezensent ist keine Ausnahme), Trachtenhosen und Volksmusik seien von gestern, aber Rock'n'Roll von heute und morgen – absolute Gegensätze also, mag jetzt erkennen, dass die Gegensätze sehr wohl zusammengehen können. Davon hat sich sogar Jerry Lee Lewis bei einem Duett mit Gabalier am Klavier höchstselbst überzeugt.

Es ist schon Mode geworden, den Erfolgs-CDs eines Shootingstars eine mit der heißen Nadel gestrickte Biographie folgen zu lassen. Diese hier ist eine Ausnahme: Sie basiert auf Gesprächen mit Gabalier selbst. Und die weiteren verwendeten Quellen werden lückenlos aufgeführt. Das ist nicht selbstverständlich – und daher umso redlicher.

Thomas Zeidler: Andreas Gabalier. Riva Verlag; 16,99 Euro.

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