Dakar: Peterhansel trennt sich von X-raid-Team.

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Das war nur konsequent. Dakar-Legende (11 Dakarsiege insgesamt) Stéphane Peterhansel (Frankreich) durfte das Dutzend seiner Dakar-Siege nicht voll machen. Das nicht gerade von diplomatischem Geschick gekrönte Endergebnis der 2014er-Dakar war einzig und alleine durch den Teamchef Sven Quandt zu verantworten. An dieser Stelle (www.kues.de vom 17. und 21. Januar 2014) hatten wir bereits die Art und Weise des Zieleinlaufs kritisch betrachtet, der seither dem stillen Franzosen heftiges Magengrummeln verursachte: aus taktischen Gründen wurde Nani Roma auf den letzten beiden Etappen quasi durchgewinkt an die Spitze, Peterhansel durfte Zweiter werden und der kämpferischste von allen Mini-Fahrern, Nasser Al Attiyah aus Qatar, wurde mit einem 3. Platz belohnt. Dieses Endergebnis sorgte weltweit unter den Aktiven und beim Veranstalter für eine ungute Atmosphäre und offener Zoff wurde nur dadurch vermieden, indem der Veranstalter die indezente Mogelei des deutschen Teams auch noch sanktionierte. Fertig, aus.

Natürlich hat der Mini All4 Racing des X-raid-Teams mit gewaltigen Sponsorengeldern inzwischen eine konzeptionelle und technische Reife erlangt, die ihresgleichen sucht, die Siege in den letzten 3-4 Jahren sind Legion. Aber: der spirit hinter diesen Erfolgen wurde durch Stéphane Peterhansel eingebracht, der die kleinen, wendigen und zuverlässigen Diesel-Allradler erst auf die Siegerstraße brachte. Dass Quandt auch die richtigen Entwickler und Techniker aufzubieten im Stande war, kommt noch dazu. Nun hat der Mohr seine Schuldigkeit getan, wurde bei der Dakar regelrecht verschaukelt und darf nun gehen. Nein! ER geht, er hat die Zusammenarbeit mit dem Team nach 5 Jahren aufgekündigt. Das war ihm schon am letzten Tag der heurigen Dakar anzusehen: ein versteinertes Gesicht, das diesem sensiblen Mann eigentlich immer fremd war. Er ist höflich, kompetent, zäh, gebildet, sehr sportlich (aktiv) … so hat ihn der Chronist 2011 auf der Fähre von Korsika mit seiner Frau Andrea Mayer kennengelernt: locker, dennoch zurückhaltend und doch sehr freundlich. Nein, einen solchen Diamanten gehen lassen zu müssen, ist für die Verantwortlichen im Team ein Schlag ins Gesicht. DAS hätte man mit Peterhansel nicht machen dürfen. Die Team-Rechnung vor 5 Monaten in Chile hatte einen hässlichen Fehler, dafür ist aber die Quittung korrekt. Er wird nun seine Erfahrung in einem anderen Team einbringen. Und so zum härtesten Gegner von X-raid 2015 werden.

Entsprechend hölzern die veröffentlichten Erklärungen aus dem Hause X-raid, die aus dem Handbuch für Lob- und Abschiedsreden stammen könnten: … er ist ein fantastischer Fahrer … ein großartiger Mensch … immer eine der Schlüsselfiguren bei der Entwicklung … wünschen wir alles Gute …. Überzeugend klingt anders.

Text: Frank Nüssel
Fotos: X-raid/privat

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